Wie Erwachsene effektiv unterrichtet werden
Einführung
Das Verständnis der einzigartigen Lernweisen von Erwachsenen ist entscheidend für Trainer, die wirkungsvolle Schulungen am Arbeitsplatz anbieten möchten. Malcolm Knowles, eine zentrale Figur in der Erwachsenenbildung, hat das Konzept der Andragogik entwickelt – die Kunst und Wissenschaft des Erwachsenenlernens. Er identifizierte vier wesentliche Prinzipien, die Trainer dabei unterstützen, Erwachsene effektiv zu unterrichten: Selbstkonzept, Erfahrung, Bereitschaft zu lernen und Orientierung zum Lernen. Indem diese Prinzipien berücksichtigt werden, können Trainer ihre Lehrmethoden optimieren und eine bedeutungsvolle Lernerfahrung für erwachsene Teilnehmer schaffen, was sowohl den Einzelnen als auch den Organisationen zugutekommt. Schauen wir uns diese Prinzipien genauer an und beleuchten, wie sie auf das Training von Software-Anwendungen angewendet werden können:
1. Selbstkonzept: Förderung der Selbststeuerung
Erwachsene Lernende sind selbstbestimmter und schätzen die Möglichkeit, ihre Lernprozesse eigenständig zu steuern. Für Software-Trainer bedeutet dies, dass sie ihren Teilnehmern mehr Autonomie gewähren sollten. Dies kann durch flexible Lernpfade, Selbststudienmaterialien und die Möglichkeit, das Lerntempo selbst zu bestimmen, erreicht werden. Statt eines starren Lehrplans können Trainer eine Vielzahl von Ressourcen bereitstellen, aus denen die Lernenden auswählen können, was am besten zu ihren individuellen Bedürfnissen und Zielen passt.
2. Erfahrung: Nutzen vorhandener Kenntnisse
Erwachsene bringen eine Fülle an beruflichen und persönlichen Erfahrungen mit in den Lernprozess. Software-Trainer sollten diese Erfahrungen anerkennen und nutzen. Dies kann durch die Einbindung von Diskussionen, Fallstudien und praktischen Übungen geschehen, die auf den Erfahrungen der Teilnehmer aufbauen. Ein erfahrener Software-Entwickler könnte beispielsweise wertvolle Einblicke in spezifische Anwendungsfälle geben, die für andere Teilnehmer von Nutzen sind.
3. Bereitschaft zu lernen: Relevanz des Lernstoffs
Erwachsene lernen am besten, wenn der Lernstoff für ihre aktuelle Lebenssituation oder berufliche Herausforderungen relevant ist. Software-Trainer sollten sicherstellen, dass ihre Trainingsinhalte direkt auf die Bedürfnisse der Teilnehmer abgestimmt sind. Beispielsweise könnten Schulungen so gestaltet werden, dass sie spezifische Probleme adressieren, die die Teilnehmer in ihrer täglichen Arbeit mit der Software haben. Praxisorientierte Ansätze, die unmittelbar anwendbare Lösungen bieten, sind hierbei besonders effektiv.
4. Orientierung zum Lernen: Problemlösungsorientierter Ansatz
Erwachsene Lernende bevorzugen einen problemlösungsorientierten Ansatz. Software-Trainer sollten ihre Trainings darauf ausrichten, reale Probleme zu lösen, anstatt nur theoretisches Wissen zu vermitteln. Szenariobasierte Lernmethoden, in denen die Teilnehmer reale Aufgaben lösen müssen, sind hierbei besonders effektiv. Beispielsweise könnte ein Training für eine neue Softwarefunktion durch praktische Übungen ergänzt werden, bei denen die Teilnehmer diese Funktion in einem realitätsnahen Kontext anwenden.
5. Motivation: Innere Anreize nutzen
Erwachsene werden hauptsächlich durch innere Anreize wie Selbstverwirklichung, berufliche Weiterentwicklung und persönliches Wachstum motiviert. Software-Trainer sollten diese intrinsischen Motivationen ansprechen, indem sie die langfristigen Vorteile des Lernens hervorheben. Sie könnten beispielsweise zeigen, wie die neuen Fähigkeiten den Teilnehmern helfen, ihre Karriere voranzutreiben, ihre Effizienz zu steigern oder innovative Lösungen zu entwickeln. Anerkennung und positive Verstärkung sind ebenfalls wichtige Motivationsfaktoren.
Zusammenfassung
Erwachsene lernen anders als Jugendliche – sie sind selbstgesteuerter, bringen umfangreiche Erfahrungen mit und haben spezifische berufliche Anforderungen. Die Anwendung von Malcolm Knowles‘ Andragogik-Theorie im Software-Training für Erwachsene kann die Effektivität und Nachhaltigkeit der Schulungen erheblich verbessern. Indem Trainer die Selbststeuerung fördern, vorhandene Erfahrungen nutzen, den Lernstoff relevant gestalten, einen problemlösungsorientierten Ansatz verfolgen und die intrinsische Motivation der Lernenden ansprechen, schaffen sie ein lernförderliches Umfeld. Diese Prinzipien helfen nicht nur dabei, das Engagement und die Zufriedenheit der Teilnehmer zu steigern, sondern führen auch zu besseren Lernergebnissen und einer höheren Anwendbarkeit des Gelernten im beruflichen Alltag. Indem Software-Trainer diese Ansätze in ihre Praxis integrieren, können sie ihre Schulungen auf ein neues Niveau heben und ihren Teilnehmern einen echten Mehrwert bieten.
Quellen
- Knowles, M. S., Holton, E. F., & Swanson, R. A. (2011). The Adult Learner: The definitive classic in adult education and human resource development.
- Merriam, S. B., & Bierema, L. L. (2013). Adult Learning: Linking Theory and Practice.
- Illeris, K. (2018). Contemporary Theories of Learning: Learning theorists … in their own words.