Bitte vergesst die Anwender nicht.

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Viele, die diese Zeilen lesen sind IT Begeisterte. Wir lieben alles Neue und die tollen Möglichkeiten die damit verbunden sind. Und weil wir es lieben nehmen wir auch Änderungen gerne in Kauf. Ja wir können uns schon gar nicht vorstellen warum andere sich von diesen Änderungen nicht begeistern lassen.

Aber, und das ist nicht nur im Desktop-as-a-Service Geschäft in dem ich tätig bin so, die meisten Anwender teilen eben nicht die IT Begeisterung mit uns. Die meisten Anwender haben eine Beziehung zur IT ungefähr so wie ich eine Beziehung zu meiner Steuererklärung habe. Ich weiß, sie ist nötig, ich weiß wenn ich sie richtig damit umgehe profitiere ich davon und ich weiß dass sich auch Steuererklärungen weiterentwickeln müssen. Trotzdem stöhne ich wenn von einem Jahr auf das andere die Steuererklärung für mich jetzt plötzlich komplett anders aussieht.

Und auch die Anwender der IT stöhnen wenn wir IT Begeisterte ihnen etwas total Innovatives und Neues präsentieren. Bei unserem Business sind das z.B. oft komplett neue vermeintlich intuitiv zu bedienende Oberflächen. Im Browser hübsch angeordnete Applikationen, Schaltflächen und Toolbars. Oder Zugangsclients mit denen sich die Anwender sicher von überall auf Ihren Desktop, oder das was noch davon übrig geblieben ist, zugreifen können. Am besten gleich mehrere unterschiedliche Clients für unterschiedliche Endgeräte, damit auch ja jede Möglichkeit ausgenutzt werden kann.

Die große Mehrheit der Anwender ist damit jedoch schlicht überfordert. Sie begreifen nicht warum im Unternehmen der Desktop anders aussieht als wenn sie von extern darauf zugreifen. Warum sie sich vom Notebook zu Hause mit Tool A und vom PC in der Firma mit Tool B an das System anmelden müssen. Meines Erachtens darf es schon gar nicht so weit kommen. Es ist unsere Aufgabe die Komplexität für den Anwender aus dem System zu nehmen. Ich gehe sogar so weit und sage

User Experience vor Feature

Was nützt ein tolles Featureset wenn aufgrund gestiegener Komplexität 90% der Anwender Frust schieben. Was nützt eine Desktop-as-a-Service Lösung um mobil zuzugreifen, wenn der Anwender dann aber eine neue zweite unterschiedliche Oberfläche dafür hat.

Richtige Innovationen müssen (für den Anwender) im verborgenen stattfinden

Für mich ein gutes Beispiel war die Einführung des ABS. Für die Fahrer hat sich nichts geändert. Bremsen wie gehabt, nur halt viel besser. In meinem Business ist es ein Desktop der egal von wo und mit was ich zugreife immer gleich aussieht. Mit all den Applikationen, Dateien und Daten des Anwenders.

Make it simple

ist der Spruch den ich gebetsmühlenartig immer wieder in unsern Entwicklermeetings fallen lasse.  Dabei unterstelle ich keinem bewusst Komplexität in unsere Produkte bringen zu wollen, es ist vielmehr der „IT Nerd Faktor“ den eben ein Großteil unsere Anwender nicht hat. So wie ich keinem Ersteller von Steuerformularen einen Komplexitätsdrang unterstelle. Hier bin ich es, der den „Steuer Nerd Faktor“ nicht hat.

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